22.03.2024

7 Minuten

Optimierung der Stromversorgung in industriellen Anlagen

Wie in allen europäischen Ländern ist auch in der Schweiz der Strompreis in den vergangenen Jahren explodiert. Gleichzeitig wird der heutige Stromverbrauch von rund 57 Terawattstunden pro Jahr in den kommenden 25 Jahren deutlich ansteigen – Expert*innen prognostizieren einen Stromverbrauch von 80 bis 90 Terawattstunden pro Jahr. Auslöser hierfür ist insbesondere die Elektrifizierung der Industrie, Mobilität und Wärmeerzeugung. Die Hauptstromnutzer in der Schweiz sind mit fast 55 % Verbrauchsanteil die Industrie, Dienstleistungs- und Gewerbeunternehmen. Diese müssen sich, genau wie Privathaushalte, mit der Substitution von fossilen Energieträgern auseinandersetzen, denn nur so lässt sich das Erreichen der Klimaneutralität bis 2050 gewährleisten. Gerade die energiehungrige Industrie ist darauf angewiesen, Stromeinsparpotenziale aufzudecken und durch den Einsatz energieeffizienter Technologien auszunutzen.  

Die grössten Einsparpotentiale werden noch nicht genutzt

  

Zu den grössten Stromverbrauchern in industriellen Umfeldern zählen elektrische Antriebe und die dadurch angetriebenen Aggregate. Gemäss einer Studie des deutschen Institutes für Energie- und Umweltforschung Heidelberg (ifeu) bestehen besonders hohe Einsparpotentiale an Kilowattstunden im zweistelligen Milliardenbereich durch den Einsatz effizienter Lüftungs- und Druckluftsysteme und der Verwendung energieeffizienter Pumpen. Auch durch den Austausch alter Beleuchtungsinstallationen gegen moderne, energieeffiziente Lichtsysteme lassen sich mehrere Milliarden Kilowattstunden einsparen. 

Das grosse Problem: das enorme wirtschaftliche Potenzial wird aktuell von den Schweizer Unternehmen noch nicht genutzt. Hier erkennen Expert*innen gleich zwei Gründe: fehlende Informationen auf der einen und finanzielle Einschränkungen auf der anderen Seite. Es mangelt an Einblicken in bestehende Förderprogramme – und Industrieunternehmen legen den Fokus bei der Verwendung ihrer verfügbaren Investitionsmittel hauptsächlich auf das Kerngeschäft. Sofern Energieeffizienzmassnahmen in Betracht gezogen werden, stellen Unternehmen hier hohe Anforderungen insbesondere an die Amortisationszeit. 

Diese soll aus Sicht der Unternehmen im Idealfall kleiner als 1,5 Jahre sein. Doch vor der ersten Investition in energieeffiziente Massnahmen gilt es, den unternehmensinternen Strombedarf und vorhandene Optimierungsmöglichkeiten zu ermitteln. Hierfür steht mit der DIN EN ISO 50001 eine internationale Norm für Energiemanagementsysteme zur Verfügung.

Die DIN EN ISO 50001 – Grundlage für leistungsfähige Energiemanagementsysteme

Die DIN EN ISO 50001 ist eine internationale Norm, die Unternehmen einen Rahmen zur Steigerung der Energieeffizienz bietet. Durch ein Energiemanagementsystem können Firmen ihre Energieeffizienz erhöhen, Kosten senken und Umweltauswirkungen minimieren. Der Prozess basiert auf dem Plan-Do-Check-Act (PDCA) Zyklus, der kontinuierliche Verbesserungen fördert.

In der Plan-Phase legen Unternehmen eine Energiepolitik fest, identifizieren energieintensive Prozesse und definieren Energieziele. In der Do-Phase werden Ressourcen und Schulungen bereitgestellt, um diese Ziele zu erreichen, und die Bedeutung des Energiemanagements wird intern kommuniziert. Die Check-Phase umfasst die Überwachung der Energieleistung und regelmässige Audits, um die Effektivität des Systems zu gewährleisten. Schliesslich werden in der Act-Phase Massnahmen zur Behebung von Problemen und zur weiteren Verbesserung der Energieeffizienz ergriffen.

Technologische Innovationen für verbesserte Energieeffizienz

  

Moderne technologische Innovationen sind entscheidend für die Verbesserung der Energieeffizienz in der Industrie. Digitale Lösungen und hocheffiziente technische Komponenten arbeiten zusammen, um den Strombedarf deutlich zu senken. 

Energiemanagementsysteme und Sensortechnologie

Moderne Energiemanagementsysteme nutzen leistungsstarke Software und fortschrittliche Sensortechnologie zur Überwachung und Analyse des Energieverbrauchs in Echtzeit. Dies nicht nur identifiziert ineffiziente Prozesse, sondern bietet auch die Grundlage für deren systematische Optimierung, was zu signifikanten Energieeinsparungen führen kann.

Optimierung von Produktionsmaschinen mit Künstlicher Intelligenz und Machine Learning

Grosse Energieverbraucher wie Produktionsmaschinen bieten erhebliches Potenzial für Effizienzsteigerungen. Durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz und maschinellem Lernen können Muster im Energieverbrauch erkannt und spezifische Vorschläge zur Effizienzsteigerung generiert werden. Dies ermöglicht eine präzisere Anpassung der Energieverwendung an die tatsächlichen Bedürfnisse der Produktion und kann erheblich zur Reduzierung unnötiger Energiekosten beitragen.

Datenerfassung und -analyse: KI und ML-Systeme beginnen ihren Prozess mit der Sammlung und Analyse grosser Datenmengen von Maschinen. Sensoren erfassen Energieverbrauchsdaten in Echtzeit, und diese Daten werden verwendet, um Muster und Trends zu erkennen. Zum Beispiel kann KI erkennen, wenn eine Maschine mehr Energie verbraucht als nötig, was auf eine mögliche Fehlfunktion oder Ineffizienz hinweisen könnte.

Vorhersage und Wartung: Durch die Analyse von Daten können KI-Systeme vorhersehen, wann eine Maschine gewartet werden muss, bevor ein Problem auftritt, das zu einem höheren Energieverbrauch oder einem Ausfall führen könnte. Die vorbeugende Wartung gewährleistet, dass Maschinen mit optimaler Effizienz laufen, was den Energieverbrauch minimiert.

Automatisierung und Kontrolle: KI-Systeme können verwendet werden, um Produktionsmaschinen automatisch zu steuern und anzupassen, um die Energieeffizienz zu maximieren. Zum Beispiel kann KI die Betriebszeiten von Maschinen basierend auf dem tatsächlichen Bedarf anpassen, um Leerlaufzeiten zu minimieren und den Energieverbrauch zu reduzieren.

Prozessoptimierung: ML kann helfen, die optimalen Betriebsbedingungen für jede Maschine oder den gesamten Produktionsprozess zu identifizieren. Durch die Analyse von Daten aus verschiedenen Quellen können ML-Modelle Einblicke gewähren, wie Veränderungen in einem Teil des Prozesses Auswirkungen auf den Energieverbrauch haben können, und Vorschläge für effizientere Verfahren oder Konfigurationen machen.

Energiebedarfsprognose: KI kann auch bei der Vorhersage des Energiebedarfs von Maschinen hilfreich sein, indem sie historische und Echtzeit-Daten analysiert. Diese Prognosen können genutzt werden, um Energie zu den Zeiten zu beziehen, in denen sie günstiger oder umweltfreundlicher ist, was zu Kosteneinsparungen und einer Reduzierung des Kohlenstoff-Fussabdrucks beiträgt.

Innovative Beleuchtungssysteme

Die Integration fortschrittlicher Beleuchtungstechnologien ist ein kritischer Faktor im Energiemanagement. LED-Beleuchtung, kombiniert mit intelligenten Steuerungssystemen, kann den Energieverbrauch wesentlich verringern, indem sie sich automatisch an Veränderungen in der Umgebung oder an die Präsenz von Personen anpasst. Diese Technologien tragen dazu bei, den Energieverbrauch zu minimieren und die Lebensdauer der Beleuchtungssysteme zu verlängern, was sowohl ökonomische als auch ökologische Vorteile bietet.

Advanced Process Control (APC) und digitale Zwillinge

APC-Systeme nutzen fortschrittliche Algorithmen und Datenmodelle, um Produktionsprozesse in Echtzeit zu überwachen und zu optimieren. Digitale Zwillinge und Simulationstechnologien erweitern diese Möglichkeiten, indem sie eine virtuelle Nachbildung der Produktionsprozesse bieten, die für Tests und Analysen genutzt werden kann, ohne die realen Prozesse zu stören. Dies ermöglicht eine tiefgreifende Analyse und Identifizierung von Optimierungspotenzialen, was zu effizienteren und kostengünstigeren Betriebsabläufen führt.

Mit der passenden Technik zu mehr Energieeffizienz

  

Der Energieverbrauch von Maschinen und Anlagen lässt sich durch den Einsatz hocheffizienter Elektromotoren signifikant reduzieren. Moderne Motoren erlauben eine präzise Steuerung und schnelle Anpassung der Motorleistung in Abhängigkeit von der tatsächlichen Last – es wird nur die Energie eingesetzt, die tatsächlich notwendig ist. 

In zahlreichen Betrieben ist die Stromversorgung von industriellen Anlagen durch den Einsatz veralteter Druckluftsysteme ineffizient – eine nicht auffällige, aber umso bedeutendere Quelle von Energieverschwendung! Durch den Einsatz von energieeffizienten Kompressoren, verbesserten Leckage-Management-Systemen und optimierten Druckluftverteilungssystemen können hier erhebliche Energieeinsparungen erzielt werden.

Ein weiterer wichtiger Baustein, um den Energieverbrauch eines Unternehmens zu senken, sind Wärmerückgewinnungssysteme. Diese nutzen die Abwärme aus industriellen Prozessen zur Erzeugung von Heizwärme oder Warmwasser. Dies wiederum verringert den Bedarf an externer Energiezufuhr und erhöht die Gesamtenergieeffizienz der Anlage.

Unsere Empfehlungen für Sie

Microgrids und Smart Grids – die intelligenten Stromnetze von morgen

  

Microgrids sind lokalisierte Stromnetze, die in der Lage sind, autonom zu operieren und sich bei Bedarf vom traditionellen, grösseren Stromnetz zu trennen. Sie können Energie aus verschiedenen Quellen generieren, einschliesslich erneuerbarer Energien wie Solar- und Windenergie, und bieten eine effiziente, zuverlässige und nachhaltige Energieversorgung. Microgrids optimieren den Energieverbrauch durch den Einsatz moderner, digitaler Steuerungstechnologien und Energiemanagementsysteme

Sie ermöglichen eine effizientere Verteilung und Nutzung von Energie, erleichtern die Integration erneuerbarer Energiequellen in das Energieversorgungssystem und können darüber hinaus autonom betrieben werden, was bedeutet, dass sie bei Ausfällen im Hauptstromnetz weiterhin Energie liefern können. Für Industrieunternehmen stellt dies eine deutlich erhöhte Versorgungssicherheit und geringere Ausfallzeiten dar. Die Fähigkeit, kritische Betriebsabläufe auch bei externen Stromausfällen aufrechtzuerhalten, bietet erhebliche wirtschaftliche Vorteile. Microgrids bieten somit eine flexible und skalierbare Lösung zur Energieversorgung, die mit den Bedürfnissen eines Industrieunternehmens wachsen kann. Sie können modular erweitert werden, um zusätzliche Energiequellen oder Speicherkapazitäten zu integrieren.

Smart Grids, oder auch intelligente Stromnetze genannt, bezeichnen ein Stromnetz, das auf der Integration von Informations- und Kommunikationstechnologien (IKT) in ein konventionelles Stromversorgungssystem basiert. Ziel der Smart Grids ist es, die Erzeugung, Verteilung und den Verbrauch von elektrischer Energie effizienter, zuverlässiger, nachhaltiger und wirtschaftlicher zu gestalten. Im Gegensatz zu herkömmlichen Stromnetzen ermöglichen Smart Grids eine bidirektionale Kommunikation zwischen den verschiedenen Akteuren des Stromsystems - Energieversorger, Verbraucher und sogar der Energieerzeugungsanlagen. Dies optimiert das Lastmanagement und ermöglicht eine effizientere Reaktion auf Veränderungen in Angebot und Nachfrage.

Durch den Einsatz von Sensoren, Smart Metern und anderen IKT-Komponenten können Smart Grids den Energiefluss in Echtzeit überwachen und steuern. Die Stromnachfrage kann dadurch sehr präzise vorhergesagt und verfügbare Energie effizient verteilt werden. Durch die Fähigkeit, Probleme im Netzwerk schnell zu identifizieren und zu isolieren, können Smart Grids die Auswirkungen von Stromausfällen minimieren und somit die Versorgungssicherheit erhöhen.

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